Kürzlich hatten wir die Gelegenheit, ein gemein-sames Wochenende mit den Jugendgruppen der Pfarreien zu organisieren, die der Priester-bruderschaft in Taiwan anvertraut sind. Es war eine sehr bunt gemischte Gruppe aus Schülern der Mittel- und der Oberstufe. Auch ein paar Studenten halfen. Wir hatten die Jugendlichen bereits in die Vorbereitungen miteinbezogen, damit sie sich untereinander kennenlernten und sich ermutigt fühlten, mit uns zu kommen. Die Schüler der Pfarrei des Hl. Franz Xaver, die ich begleite, schienen jedoch nicht zu überzeugen: „Wir machen nicht mit, wir kennen hier niemanden.“ Unter diesen Voraus-setzungen hatte ich mich schon darauf vorbereitet, zu Hause zu bleiben. Gleichzeitig betete ich: „Rühre ihre Herzen an, damit sie kommen und Dir begegnen können.“
Eine Woche vor dem Ausflug fragte ich noch einmal, ob sie dabei sein wollten und riet ihnen, einfach zu vertrauen. Zwei Mädchen schauten sich gegenseitig an und die kleinere sagte: „Spielen wir Tic, Tac, Toe. Wenn ich gewinne, gehen wir mit.“ Und sie gewann. Dank dieser scheinbar zufälligen Idee entschlossen sich drei Schüler und ein Student, doch teilzunehmen. So zogen wir gemeinsam mit P. Paolo Costa und Gabriele Saccani, einem Seminaristen, der mit uns das vergangene Jahr verbracht hat sowie 18 Jugendlichen los, um miteinander zwei Tage lang Rad zu fahren, in den Bergen zu wandern, zu spielen, zu singen und die Messe zu feiern.
In Anlehnung an das 1. Kapitel des Johannes-evangeliums stellten wir ihnen vorab die Frage: „Was sucht ihr?“ Wir baten sie darum, die Frage ernst zu nehmen. Es galt, in allem und mit jeder Bewegung zu erforschen, was ihr persönliches Ziel sei. Als mögliche Antwort – für sie wie auch uns selbst – gaben wir ihnen die Worte Jesu auf die Frage von Andreas und Johannes mit auf den Weg: Kommt mit mir und seht.
Unsere Jugendlichen haben noch nie zwei so volle und physisch so anstrengende Tage erlebt: 20 km mit dem Fahrrad am ersten und eine Wanderung mit 600 m Höhenunterschied am zweiten Tag. Dennoch haben es alle ohne größere Probleme geschafft. Am Ende des zweiten Tages fragten wir, was jeder für sich entdeckt habe – alle konnten darauf antworten.
Einer der Jugendlichen berichtete von einer bedeutenden Entdeckung. Andere dagegen waren dankbar für Einfaches. Ein Zwölfjähriger sagte uns: „Ich habe mich gefragt, was ich wirklich suche, und ich habe entdeckt, dass es der Friede ist, den ich während der Messe erfahren habe. Mir ist klar geworden, dass ich dort Gott besser kennenlernen kann.“ Ein Gleichaltriger, dem die Ausflüge schwergefallen sind, meinte: „Mich hat die Bereitwilligkeit beeindruckt, mit der ihr mir geholfen habt, auf den Berg zu steigen. Für mich war das ein Zeichen der Nähe Jesu.“ Einer der Kleinsten war einfach dankbar dafür, endlich eine ordentliche Fahrradtour gemacht zu haben. Das hatte er sich schon lange gewünscht, aber noch nie getan.
Und dann war da auch noch das Mädchen, das eher zufällig mitgekommen war, weil sie bei dem Spiel ihrer Freundin mitgemacht hatte. Lächelnd gestand sie: „Ich wollte nicht mitkommen, weil ich niemanden kannte. P. Antonio bestand aber darauf und deshalb bin ich dabei. Jetzt weiß ich, dass ich zwar vor den Bergen Angst haben kann, aber nicht vor Menschen…“ Auf der Rückfahrt mit dem Auto waren wir alle froh über das, was wir gemeinsam gesehen und erlebt hatten.
Ein paar Tage später schrieb uns eine Mutter: „Meine Kinder sind nach Hause gekommen und konnten gar nicht aufhören davon zu erzählen, was ihr alles unternommen habt. Danke!“
Mir ist wieder bewusst geworden, was für eine Gnade es ist, Mitbrüder zu haben, mit denen ich die Verkündigung an Jugendliche wirklich teilen kann. Dass es Einen unter uns gibt, der uns den Frieden schenkt, uns auf dem Weg begleitet und uns die Angst vor dem nimmt, was wir nicht kennen. Wir gehen in die Mission, um genau das beständig wiederzuentdecken und jeden einzuladen, zu kommen und zu sehen.
Antonio Acevedo, Priester seit 2018, ist in Mission a Taipeh (Taiwan)