Die Tage, in denen wir leben, zeigen uns die ganze Zerbrechlichkeit unseres Lebens auf. Aber die Auferstehung Christi gibt uns die Gewissheit, dass das Leben nie zu Ende geht: Predigt von Pater Francesco Ferrari, Direktor des Seminars der Priesterbruderschaft der Missionare des Hl. Karl Borromäus, während der Feier der Hl. Osternacht Priesterseminar in Rom.

Frohlocket ihr Chöre der Engel, frohlocket ihr himmlischen Scharen, frohlocke die Kirche (Osterlob Exsultet). Lassen wir uns von den Worten des Autors des Exsultet leiten, um über die Gründe für unsere Freude und Hoffnung nachzudenken.

 

Es ist die Verkündigung, die seit zweitausend Jahren in der Welt ertönt. Er ist nicht hier, er ist auferstanden, so haben es die Frauen an jenem Morgen gehört. Der von den Toten auferstandene Christus stirbt nicht mehr, der Tod hat keine Macht mehr über ihn, verkündet der heilige Paulus allen Christen. Und so sagen wir es heute Abend noch einmal zu uns selbst und zur ganzen Welt: Christus lebt. Er lebt jetzt und er lebt für immer. Es handelt sich nicht um eine Idee, eine Pflicht oder eine einfache Überzeugung. Er ist  nah, nicht über den Wolken. Er ist jetzt eine lebende Person. Die Flamme der Osterkerze ist ein Zeichen des lebendigen Lichtes, das Christus selber ist. Es ist ein Licht, das niemals erlischt, weil er jetzt und für Gott lebt.

Sünde und Tod haben keine Macht mehr. Gerade heute übertönt diese Verkündigung all das Drama und Leid, das uns umgibt. Sie übertönt das Leid des Virus mit Hoffnung. Infizierte Menschen, die allein sterben, unter manchmal schrecklichen Bedingungen. Allein, weil niemand bei ihnen ist (außer ein paar Ärzten oder Krankenschwestern, die Gottes Herz rühren). Um die Ansteckung einzudämmen, werden ihre Körper leider ohne Würde und Sakralität behandelt, die ihnen normalerweise zukäme. Sie werden kurz nach dem Tod mit Chlor begossen und eingeäschert. Was ist das Leben, wenn sein Ende so erbärmlich ist? Wir bedürfen einer Antwort auf diese Frage. Die Auferstehung Christi sagt uns, dass das Leben nicht endet. Christus lebt, mit seinem verklärten Leib. Und so ist unsere ganze Person, mit unserem Körper, dazu gerufen, verklärt in die Ewigkeit einzutreten. Von dem eingeäscherten Leichnam ist nichts verloren gegangen. Jede empfangene Zärtlichkeit, jeder Schmerz, jeder wahrgenommene Duft, alles Gesehene, alles kann gerettet werden. Alles ist für ein Leben bestimmt, das nicht endet.

Wie dem physischen Tod, so setzt der auferstandene Christus auch einem anderen, viel schrecklicheren und dunkleren Tod ein Ende: der Sünde. Wir sind nicht länger Sklaven der Sünde, sagt der Heilige Paulus. Und auch wenn wir uns, so wie wir sind, immer noch sehr sündhaft und nicht sehr frei fühlen, hören wir heute Nacht die Verkündigung einer Befreiung. Unsere Sünde ist immer noch möglich, aber sie ist nicht mehr unsere Bestimmung. Das Böse ist nicht mehr das Wort, das unser Leben bestimmt. Ein Licht hat begonnen, in der Dunkelheit zu leuchten, und deshalb ist es, auch wenn es immer noch dunkel ist, nicht mehr Nacht. Als Christus auferstanden ist, waren die Jünger noch im Zweifel, in Angst und in Sünde. Aber er war auferstanden und war ihnen bereits nach Galiläa vorausgegangen. Ein neues Leben hatte schon begonnen, ein Licht, wie das der Osterkerze, leuchtete bereits in der Dunkelheit. Mit der Auferstehung Christi wurde ein Leben in Gang gesetzt, das stärker ist als das Böse. Folgen wir Ihm dorthin, wo Er uns vorausgeht, auf dem neuen und leuchtenden Weg, den Er begonnen hat.

Weil Du, Christus, lebst und weil Du uns ein neues Leben eröffnet hast, können wir Dir jetzt und heute unser Leben darbieten. Wir präsentieren es Dir als ein Opfer des Lobes, als einen ständigen Akt der Dankbarkeit. Das Licht Deiner Auferstehung wird zu unserem Licht. Die Flamme der Hingabe unseres Lebens erwächst aus der großen Flamme der Osterkerze, so wie die Flammen der kleinen Kerzen, die wir vorhin angezündet haben. Da Christus auferstanden ist, können auch wir in einem neuen Leben wandeln, sagt uns nochmals der heilige Paulus. Dieses neue Leben, das Du uns geschenkt hast, ist ein Leben mit Dir, hinter Dir und für Dich. Genau so, wie es an jenem Morgen mit den Frauen am Grab geschah: Jesus kam zu ihnen und sagte: Seid gegrüßt. Und sie näherten sich ihm, warfen sich vor ihm nieder und umfassten seine Füße. Auch wir können uns Ihm nähern, Ihn umarmen und Ihn anbeten, denn Christus ist lebendig.

Dieses neue Leben ist ein Leben, in dem wir Christus lieben können. Dies erfüllt uns mit Freude, denn es ist die Vorwegnahme des Lebens, das uns erwartet, wenn wir Christus ohne die Zerbrechlichkeit der Sünde und ohne die Last des Todes umarmen und anbeten können.

Bitten wir darum, dass die lebendige Erinnerung an den auferstandenen Christus uns nie verlässt; dass wir jeden Tag, der uns geschenkt wird, in Seinem Licht leben; dass unser Leben Gott dargeboten wird, so wie das Licht der Osterkerze. Beten wir mit den Worten des Exsultet: Geweiht zum Ruhm deines Namens, leuchte die Kerze fort, um in dieser Nacht das Dunkel zu vertreiben. Nimm sie an als lieblich duftendes Opfer, vermähle ihr Licht mit den Lichtern am Himmel. Sie leuchte, bis der Morgenstern erscheint, jener wahre Morgenstern, der in Ewigkeit nicht untergeht: dein Sohn, unser Herr Jesus Christus, der von den Toten erstand, der den Menschen erstrahlt im österlichen Licht; der mit dir lebt und herrscht in Ewigkeit.

 

Predigt während der Feier der Hl. Osternacht, Priesterseminar (Rom), 12. April 2020

 

 

 

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