Das Wort, das Christentum am besten beschreibt, ist „Gemeinschaft“. Für mich nimmt die Gemeinschaft ihre konkrete Form an in einem Volk, einer Familie, in der Hausgemeinschaft, zu der ich gehöre, in der Priesterbruderschaft, in unserer Bewegung, in der Kirche. Das ist die Form meiner Berufung. Die wichtigste Aufgabe besteht für meine Brüder und mich in Taiwan also darin, uns immer tiefer in diese Gemeinschaft einzufügen. Manchmal ist das auch mühsam, aber es ist vor allem eine Gnade, um die es jeden Tag zu bitten gilt: zu erkennen, wie schön es ist, aus sich selbst herauszutreten, um ein wahrhaftigeres und friedvolleres Bild von sich selbst zu gewinnen. Und es ist sehr schön zu sehen, dass diese persönliche Dynamik auch einige unserer taiwanesischen Freunde einbezieht. Ich denke dabei zum Beispiel an die Geschichte von XinCi, einer jungen Frau, die wir in ihrem ersten Jahr an der Katholischen Universität FuJen kennengelernt haben, wo wir Italienisch unterrichten. Sie hat im Italienischen für sich den Namen Allegra („die Fröhliche“) gewählt.
XinCi entstammt einer heidnischen Tradition, einer Mischung aus Buddhismus, Taoismus und Konfuzianismus, wie die meisten Menschen hier. Der Anteil der Katholiken beträgt in Taiwan weniger als 1 Prozent. Als wir uns kennenlernten, vor sieben Jahren, schloss sie sich uns sofort an und nahm eifrig am „Raggio“ teil, einem Treffen, um sich auszutauschen und zu diskutieren, das wir unseren Schülern anbieten. Zwischen uns entstand eine sehr schöne und aufrichtige Freundschaft. Ihr größter Kummer war, wie sie oft sagte, dass sie zu Hause bei ihrer Familie nicht dieses Schöne erleben konnte wie mit uns. Ich erinnere mich besonders an ein Mal, als sie mir das sagte. Damals schlug ich ihr vor, darüber nachzudenken, ob sie sich taufen lassen wolle, damit diese Schönheit ihr ganzes Leben ergreifen könne: Indem man sich Christus anvertraut, wird diese Gemeinschaft ja lebendig und entwickelt sich. Vor ein paar Wochen, nach sieben Jahren der Freundschaft mit uns, erklärte sie mir, sie wolle sich taufen lassen. Als ich sie fragte, was sie dazu bewogen habe, antwortete sie: „Beim Besinnungstag im Advent mit der Gemeinschaft ist mir klar geworden, dass ich nicht perfekt zu sein brauche, um die Taufe zu empfangen. Ich möchte an den Ursprung dieser Freundschaft gehen, die ich getroffen habe.“ Und dann fügte sie hinzu: „Ich dachte immer, ich könne keine gute Christin sein. Doch jetzt weiß ich, dass nicht ich im Mittelpunkt stehe. Ohne die Begegnung mit euch und mit Comunione e Liberazione wäre mein italienischer Name leer geblieben.“ Ich erinnere mich, dass sie im ersten Jahr nie gelächelt hat. Wir hatten schon Sorge, sie hätte den falschen Namen gewählt, und fragten uns, warum sie immer wieder kam, obwohl sie nicht glücklich schien. „Jetzt kenne ich den Grund, aus dem ich glücklich sein kann“, meinte sie. Und lächelte.
Ich glaube, das ist es, was die Welt braucht. Dass wir unseren Blick von uns selbst weg auf ein Ideal richten, das uns anzieht: Christus. In letzter Zeit habe ich festgestellt, dass in Taiwan, wo es praktisch kein COVID gibt, weil alle ihre Masken tragen, junge Leute oft Maske tragen, weil sie Angst haben, sich zu zeigen. Sie mögen sich selber nicht. In einem Land, in dem man aufgrund der vorherrschenden Kultur (und auch der traditionellen) nach seiner Leistung, seinen Noten oder seinem Gehalt beurteilt wird, haben viele kein wirkliches Selbstwertgefühl mehr. Eine junge Frau aus einer katholischen Familie, WanRu, hat uns zu Weihnachten eine Karte geschrieben: „Ich möchte euch danken, weil ich so viele Jahre lang dachte, ich sei nicht gut, irgendetwas sei nicht richtig mit mir. Doch nachdem ich euch getroffen habe, ist das nicht mehr so. Ich habe entdeckt, dass Gott mich liebt, dadurch, dass ihr mich liebt.“ Die Sendung Christi, an der teilzunehmen wir alle berufen sind, ist nichts anderes, als jeden Menschen das erfahren zu lassen, was Gott-Vater bei der Taufe im Jordan zu Jesus sagte: „Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden.“ (Lk 3,22)
Zeugnis der Schwestern entdeckt hat, und der Demut, mit der sie ihm geholfen haben. Für alles andere sorgt die Vorsehung.
Beim Spielen bei einer Freizeit der CL-Gemeinschaft in Taiwan.