Unsere Kirche in Nairobi steht an der Grenze zwischen einem eher bürgerlichen Wohnviertel und einem dichtbesiedelten Gebiet, das gerade entwickelt wird, aber immer noch große sehr arme Bereiche aufweist. Dieser Teil des Pfarrgebiets heißt Wendani, was in der Sprache der Kikuyu bedeutet: „Liebt einander“. So nannten es ein paar Familien, denen nebeneinanderliegende Grundstücke zugeteilt wurden. Sie hatten wohl den Wunsch, eine Gemeinschaft zu errichten, die von Frieden und Freude geprägt ist.
Heute leben in Wendani fast 30.000 Menschen, doch es gibt nur eine einzige öffentliche Grundschule. Sie wird von etwa 1.300 der ärmsten Kinder des Viertels besucht, die in Klassen mit mehr als hundert Schülern zusammengepfercht werden.
Um 8 Uhr morgens, bevor der Unterricht beginnt, versammeln sich alle, um die täglichen Ankündigungen und Ermahnungen des Schulleiters zu hören. Sie stehen schön ordentlich aufgereiht vom Kleinsten bis zum Größten, aufmerksam und in völliger Stille, damit sie nicht geschlagen werden. Alle haben die gleiche rote Uniform an, die sie tragen müssen, sonst werden sie nicht in die Schule gelassen.
Seit einiger Zeit haben wir die Zusammenarbeit zwischen der Schule und der Pfarrei intensiviert, sowohl in materieller als auch in pastoraler Hinsicht. Alessandro, ein Freund der Priesterbruderschaft aus Italien, beschloss, nachdem er uns 2022 in Nairobi besucht hatte, die Schule zu unterstützen, indem er einige Geräte schickte und den Bau einer neuen Toilettenanlage finanzierte. Bis dahin hatte es nur acht Toiletten für eine so große Anzahl von Schülern gegeben. Was die pastorale Ebene betrifft, nehmen Don Daniele, Schwester Erika und ein paar Freiwillige aus der Pfarrei am Freitagmorgen an diesem „Morgenappell“ teil. Am Schluss singen sie ein Lied mit den Kindern und sprechen ein Gebet. Dann gehen sie in die Klassen, von der ersten bis zur achten, und geben den etwa 500 katholischen Kindern eine Stunde PPI (Pastoral Program Instruction), was in etwa dem Religionsunterricht in Deutschland entspricht.
Christus benutzt uns, um die Menschen zu erreichen, die auf ihn warten
Da etwa 70 Kinder anderer christlicher Konfessionen oder ungetaufte katholisch werden wollten, haben wir letztes Jahr mit den Vorbereitungen für einen Katechismuskurs in der Schule begonnen. Die Kinder bekamen ein Formular mit, das die Eltern ausfüllen und unterschreiben sollten, um ihr Einverständnis zu erklären, dass die Kinder mit dem Katechismus beginnen und in die katholische Kirche aufgenommen werden dürfen. Innerhalb weniger Tage kamen fast alle mit dem unterschriebenen Formular zurück.
Etwa eine Woche später kam die neunjährige Jane in unser Pfarrbüro. Sie besucht diese Schule, wohnt aber in einer sehr armen Gegend von Wendani, weit weg von der Kirche. Sie wollte einen der Priester oder eine Schwester sprechen. Die Sekretärin sagte ihr, im Moment sei niemand da, aber sie könne auch ihr sagen, worum es gehe. Jane zog das Anmeldeformular für den Katechismus aus der Tasche und erklärte, sie habe ihre Mutter nun überzeugen können zu unterschreiben und sei jetzt bereit, den Weg mit den anderen Kindern zu beginnen. Die Sekretärin fragte, warum sie denn unbedingt katholisch werden wolle, und Jane antwortete: „Weißt du, wenn freitags diese Leute aus der Pfarrei in unsere Schule kommen, dann weiß ich, dass es eigentlich Jesus ist, der kommt, um meinetwillen.“
