Vor etwa einem Jahr bat mich unser Bischof, Gianrico Ruzza, das Amt des Pfarrers in der Gemeinde zu übernehmen, in der ich bereits Pfarrvikar war. Die Kirche ist den Heiligen Markus und Pius X. geweiht und liegt in Pantan Monastero, einem Stadtviertel am Rande von Rom, etwa zwei Kilometer vom Seminar der Priesterbruderschaft entfernt. Diese Gemeinde wurde im letzten Jahrhundert hauptsächlich von Arbeitern aus Venetien gegründet, die das Gebiet urbar machten. Man sieht es der Kirche und insbesondere dem Glockenturm an, der neben der Kirche steht. Diese Bauart war mir aus meiner Kindheit vertraut, da meine Mutter aus der gleichen Gegend, der Provinz Treviso, stammt. Solche Glockentürme hatte ich daher schon oft gesehen.
Auch die Pfarrei von Pantan Monastero kannte ich gut, da ich seit August 2020 dort Pfarrvikar war. Ich hatte bereits viele ihrer Vorzüge schätzen gelernt, die der wertvollen Arbeit meiner Vorgänger zu verdanken sind und vor allem dem unermüdlichen ersten Pfarrer der Gemeinde, Don Gustavo Cece. Er hat dieser Pfarrei wirklich seinen Stempel aufgedrückt und ihr auch ein wunderschönes Apsismosaik mit Christus als Weltenherr hinterlassen, das er auf eigene Kosten anfertigen ließ. Don Gustavo starb genau an dem Tag, an dem das Mosaik fertiggestellt wurde – ein Symbol für sein zeitloses Vermächtnis an diese Gemeinde.
Leider hat der Herr es zugelassen, dass der Beginn meiner Tätigkeit in dieser Pfarrei von einigen schmerzlichen Trauerfällen geprägt war. Das hat mich sogleich mit einem der wichtigsten Themen in der heutigen Welt konfrontiert, nämlich die Lehre des Glaubens über das ewige Leben neu zu verkünden. Das geschieht heute selten, fast als sei es tabu. Aber so verliert das irdische Leben genau jene Perspektive, die als einzige der tiefsten Sehnsucht unseres Herzens gerecht wird. Doch der Herr klopft früher oder später bei jedem von uns an. Und nur im Licht des Glaubens kann das Geheimnis des Todes einen Sinn erhalten.
Ein Satz des heiligen Bernhard hat meinen Dienst in den vergangenen Monaten begleitet: „Alles sehen, viel ertragen, eins nach dem anderen verändern.“ Die wichtigste Veränderung, die ich eingeführt habe, ist das „Sabat-Oratorio“, ein Treffen im Pfarrheim am Samstagnachmittag, zu dem ich alle 100 Jungen und Mädchen, die am Religionsunterricht teilnehmen, mit ihren Katecheten einlade. Unser Vorschlag stützt sich auf drei Säulen: gemeinsames Beten, Singen und Spielen. Zu Beginn des Schuljahres sind wir alle zusammen nach Assisi gepilgert, um den seligen (und nun bald heiligen) Carlo Acutis zu verehren.
Nur im Licht des Glaubens erhält das Geheimnis des Todes seine Bedeutung
Für die Kinder und Jugendlichen wird das „SabatOratorio“ zu einem immer wichtigeren Moment in der Woche. Einer von ihnen sagte kürzlich: „Don Andrea, ich habe mich schon so lange auf diesen Tag gefreut!“ Und im Gespräch mit ihnen gerate ich immer wieder ins Staunen. Als ich an einem Samstag über die Bekehrung des heiligen Paulus sprach, der von einem Verfolger des Christentums zu seinem größten Verkündiger wurde, sagte ein Junge: „Wenn es Jesus nicht gäbe, wüssten wir nichts über Gott.“ Dank dieses kleinen Jungen, durch den der Heilige Geist sprach, konnte ich am folgenden Sonntag eine bessere Predigt halten.
Ein weiterer Bereich, in dem sich die Gemeinde sehr engagiert und großzügig zeigt, ist der „Banco Alimentare“, die Lebensmittelsammlung, die vielen Familien und Einzelpersonen in wirtschaftlicher Not hilft. Neben der Verteilung von Lebensmitteln wurde in letzter Zeit – angesichts der kalten Temperaturen – beschlossen, auch eine warme Mahlzeit anzubieten. So ergibt sich auch Gelegenheit, den Leuten zuzuhören und zu erfahren, was sie beschäftigt. Dabei stoßen wir immer wieder auf schwierige Situationen, die neben materieller Hilfe auch menschliche Anteilnahme erfordern.
Wenn ich in der Kirche bin, um zu beten, und das Apsismosaik mit Jesus vor Augen habe, der ein Buch in der Hand hält, auf dem steht: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“, dann denke ich immer, Ziel dieser Pfarrgemeinde müsse es sein, aus Liebe zu diesem Antlitz zu leben, auf dass es immer mehr bekannt und geliebt wird. Ich bete darum, dass es uns das Liebste wird, was wir haben. Denn es ist das Antlitz dessen, der allen Menschen, die wir lieben, ewiges Leben schenkt.
