Wir haben Maschinen entwickelt, die die menschliche Intelligenz teilweise ersetzen, und manchmal sogar übertreffen können. In wenigen Sekunden speichern und verarbeiten sie Daten, die ein Mensch in seinem ganzen Leben nicht aufnehmen könnte. Sie entscheiden über Therapien und wägen Risiken ab, im Gesundheitsbereich, in der Wirtschaft und sogar in juristischen Fragen. Ihre Fähigkeit, Vorhersagen zu treffen, übertrifft die des Menschen meist bei Weitem, sowohl was die Geschwindigkeit als auch was die Genauigkeit angeht. Es scheint daher besser zu sein, sich für effektive Maßnahmen auf Maschinen zu verlassen, als menschliche Schwächen in Kauf zu nehmen. Das kann mögliche Fehler verhindern und einem eine Menge Arbeit ersparen.
Aber es gibt auch Risiken: Eine Maschine, die Informationen und Urteile ausspuckt, nicht selten plausibler und genauer als unsere eigenen, könnte uns träge machen und geneigt, uns nicht mehr den Mühen des Nachdenkens und Unterscheidens zu unterziehen. Bei der Problemlösung besteht die Gefahr, dass wir dank der Algorithmen nur noch bestimmte, bereits etablierte Abläufe optimieren und nicht mehr bereit sind, über ganz neue Lösungen nachzudenken und Faktoren zusammenzuführen, deren Zusammenhang noch nicht erforscht ist. Ein menschlicher Forscher oder Unternehmer kann dagegen mit Entdeckungen, Produkten oder kreativen Lösungen aufwarten, an die bisher niemand gedacht hat.
Ein weiterer Bereich, bei dem Trägheit eine Sünde wäre, ist der der menschlichen Beziehungen. Es gibt Maschinen, die mir mit wenigen Klicks, während ich allein in meinem Zimmer sitze, beliebig viele Informationen liefern, die neu oder sonst für mich unerreichbar wären. Doch es ist ebenso wichtig, sich mit anderen zusammenzusetzen. Wie viele Menschen mit gemeinsamen Leidenschaften und Zielen, aber sehr unterschiedlichen Persönlichkeiten und beruflichen Hintergründen haben sich im Laufe der Geschichte zusammengefunden, um neue Wege zu gehen! Menschen haben, indem sie miteinander kommunizierten, wissenschaftliche Entdeckungen gemacht, politische Lösungen gefunden und pädagogische Fortschritte erzielt, die die Geschichte der Menschheit revolutioniert haben! Die Pflege von Beziehungen, die in dieser Hinsicht hilfreich sind, darf man auf keinen Fall unterlassen, weil man meint, auf kurze Sicht stehe die Investition von Zeit und Energie in keinem Verhältnis zu den ungewissen Ergebnissen. Wie viele familiäre, berufliche oder freundschaftliche Beziehungen, die auf den ersten Blick nichts zu bringen schienen, haben schon als „Nebeneffekt“ große Fortschritte für die Menschheit bewirkt. Es gibt nicht wenige menschliche Gemeinschaften, die Neues entwickelt haben, indem sie frei ihre Ideen, Gedanken und Gefühle austauschten.
Mit Macht drängt sich hier die Frage auf: Was ist eigentlich das exklusiv Menschliche?
Mit Macht drängt sich hier die Frage auf: Was ist eigentlich das exklusiv Menschliche? In welchem Bereich wird uns eine Maschine nie ersetzen können? Sicher im Hinblick auf den Sinn und das Ziel des Lebens, im Bereich des Bewusstseins, der Gefühle und was Verbindungen zwischen Bereichen angeht, die man bisher für völlig getrennt hielt, sowie auf dem Gebiet der Moral.
Die Kunst des Lehrens muss heute also, angesichts eines weltweiten Netzes, das überquillt von Informationen, weniger darauf abzielen, die Schüler Daten auswendig lernen zu lassen, auf die sie ohnehin problemlos Zugang haben, sondern ihnen vielmehr beibringen, dass sie sich Fragen stellen, die helfen, Zusammenhänge zu entdecken. Eine Maschine kann sehr gute Hilfsmittel bieten für den Unterricht, aber sie kann niemals selbst erziehen. Erziehen kann nur jemand, der den Schüler ganzheitlich betrachtet und sich für ihn als Person interessiert. Und nur ein lebendiger Lehrer kann, im Gegensatz zu einer Maschine, seine Leidenschaft für eine Sache weitergeben. Man folgt einer Person, nicht einer Maschine.
Eine Maschine kann uns niemals beibringen, komplexe Zusammenhänge zu akzeptieren, ein Problem zu lösen oder in Konflikten auch Chancen zu sehen. Unsere Fähigkeit, unsere Erfahrungen zu reflektieren und uns zu fragen, woher wir kommen und wohin wir gehen, kann eine Maschine niemals erwerben. Einfühlsame Kommunikation und Teamarbeit setzen voraus, dass man die Stärken und Interessen der anderen kennt. Die Fähigkeit zur Synthese ist nur dem menschlichen Verstand eigen. Auch Voraussicht und ein Gespür für die Dramatik des Lebens hat nur der menschliche Geist. Je leistungsfähiger die Maschinen werden, desto mehr braucht es Menschen, die ihrerseits leistungsfähig sind und ein ausgeprägtes Zielbewusstsein haben. Die in der Lage sind, den Horizont ihres Denkens zu erweitern und auf ihre eigenen tiefsten Sehnsüchte ebenso zu hören wie auf die der anderen. Deshalb werden wir Menschen die Maschinen benutzen und nicht umgekehrt.