Der „physische“ Kanal zur Begegnung mit Gott

In Mexiko-Stadt organisiert eine Gruppe von Studenten eine „missionarische Freizeit“ mit Spielen, Katechese und viel Caritativa.

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Gabriele Saccani und Studenten aus Mexiko-Stadt singen mit den Kindern der Pfarrei.

Vor einigen Wochen haben wir den Studenten von Comunione e Liberazione in Mexiko vorgeschlagen, eine Woche gemeinsam zu verbringen, in deren Mittelpunkt eine „intensive“ Caritativa stehen sollte. Die jungen Leute sollten eine Art „Stadtmission“ organisieren für die Kinder der Pfarrei, mit ihnen essen, Katechesen vorbereiten, Workshops anbieten und sich Spiele ausdenken. Gleichzeitig war es für sie eine Gelegenheit, diese Tage miteinander zu verbringen.

Jeder Tag begann mit den Laudes und einer kurzen Meditation über einen Aspekt der Liturgie (die Messe, die Beichte usw.). Der Vormittag war dann der Vorbereitung der Workshops, der Katechesen und des Mittagessens gewidmet. Um 13 Uhr wurden die ersten Kinder von ihren Eltern gebracht. Wir machten gleich ein paar improvisierte Spiele mit ihnen, bis die letzten eintrafen. Als alle da waren, begannen wir mit einem kurzen Gebet in der Kirche, dann folgte das Mittagessen. Am Nachmittag hatte jeder der Studierenden die Aufgabe, sich um drei oder vier Kinder zu kümmern. Mit Liedern, Katechese, Workshops, Brotzeit und Spielen verging die Zeit wie im Flug und wir mussten die Kinder schon wieder verabschieden.

Am Ende der Woche hielten wir eine Versammlung mit den Studenten. Dabei wurden zwei Aspekte immer wieder genannt, auf die alle mit Dankbarkeit und Erstaunen blickten. Zum einen, dass eine aufrichtige und große Freundschaft unter ihnen entstanden war, befördert durch das enge Zusammenleben, was ja in der individualistischen Welt, in der sie sonst leben, als ganz unmöglich galt. Es muss etwas Größeres geben, damit so etwas möglich ist. Einer der jungen Männer meinte, es müsse unbedingt einen „physischen Kanal“ geben, um Gott begegnen zu können. Für ihn seien die Menschen, mit denen er die ganze Woche verbracht hatte, ein solcher Kanal. Genau wie die Kirche!

Man kann den Glauben nicht leben
und verstehen ohne konkretes Tun

Die zweite große Entdeckung war die Schönheit der Unentgeltlichkeit, der Nächstenliebe, der Hingabe. Zeit und Energie zum Wohle anderer zu opfern, erfüllt uns als Person, lässt uns wachsen, indem wir Verantwortung übernehmen, und ermöglicht es uns vor allem, uns selbst und Gott kennenzulernen. In dem, was die Studenten in der Abschlussversammlung sagten, konnte ich die enge Beziehung zwischen Glaube und Nächstenliebe erkennen: Man kann den Glauben nicht leben und verstehen, ohne sich selbst einzubringen in konkretem Tun. Zugleich kann auch die Nächstenliebe ohne den Glauben nicht die Tiefe wahrer Liebe erreichen.

Mich hat beeindruckt, welche Gnaden diese jungen Menschen erhalten haben durch die Teilnahme an dieser Aktion, die wir ihnen vorgeschlagen hatten: echte, konkrete Gnaden, durch die Christus sie erreicht hat. Für viele von ihnen waren das gemeinsame Gebet, die heilige Messe, die Beichte, die persönliche Meditation und die Stille eine Gelegenheit, neu zu entdecken, wie schön eine lebendige Beziehung zu Gott ist. Für viele war das etwas Neues, das sie dem Glauben wieder nähergebracht hat.

Nach dieser Woche des Zusammenlebens kehrten alle wieder nach Hause zu ihren gewohnten Beschäftigungen zurück. Was von der Erfahrung dieser Tage geblieben ist, wurde mir zwei Wochen später klar bei einem Seminar der Gemeinschaft, an dem auch diese Studenten teilnahmen: Die Erfahrung, die sie gemacht hatten, half ihnen, auch das Seminar der Gemeinschaft besser zu verstehen. Dadurch ist auch mir etwas neu bewusst geworden: Ohne ein Zusammenleben versteht man das Seminar der Gemeinschaft nicht, es bleibt kalt und abstrakt. Aber umgekehrt gilt auch: Ohne das Seminar der Gemeinschaft, bei dem man das zu beurteilen lernt, was man erlebt hat, bleibt eine solche Erfahrung nur eine schöne Erinnerung aus der Vergangenheit ohne wirkliche Auswirkungen auf das tägliche Leben.

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