Auch ich will mich Christus ganz überlassen

Zu den neugeweihten Priestern der Bruderschaft des Hl. Karl Borromäus gehört auch Giovanni Barrani.   Seine Geschichte lehrt uns, dass eine Berufung auch eine Erfahrung der Erlösung ist, wie in einem Film…

Barrani Grande
Giovanni Barrani in Bogotà.

Es gibt einen Film, dessen Handlung eine interessante Metapher für die Berufung ist: „Der Soldat James Ryan“. Eine Gruppe von Soldaten, angeführt von einem Hauptmann, wird mitten im Krieg losgeschickt, um Ryan, einen einfachen Soldaten, zu retten. Analog dazu war auch mein Leben getragen von einer Kompanie, unter der Führung von Christus, die mich gesucht hat, um mich zu retten. Christus hat viele „Soldaten“ eingesetzt, und diese Kompanie ist nach und nach gewachsen. Sie hatte das Gesicht meiner Familie, der Gemeinschaft von Comunione e Liberazione in Chiavari, wo ich aufgewachsen bin, der Maria Luigia-Schule, wo ich erzogen wurde. Dann der Gemeinschaft von Gioventù Studentesca unter der Leitung von Don Pino de Bernardis und der Tausenden von Jugendlichen, die sich jedes Jahr um Don Giorgio Pontiggia versammelten. Sie war die Begleitung durch all meine engeren Freunde, auch die, die dem Glauben fernstehen. Denn jeder enge Freund ist ein Mosaiksteinchen im Antlitz des wahren großen Freundes, Christus. Nach den Jahren an der Universität, turbulenten Jahren für meinen Glauben, war es wieder die Begleitung Christi, der mich rettete durch eine neue Gemeinschaft von Freunden in der ersten Zeit meiner Berufstätigkeit in Mailand. Wir hatten beschlossen, uns jede Woche zu treffen, um das umzusetzen, was wir uns gemeinsam vorgenommen hatten: „Trotz unseres Verrats wollen wir immer wieder ganz auf Christus setzen.“

Die Aufgabe trägt immer den Vermerk: „Möge dieses Opfer nicht umsonst sein.“

Zurück zu dem Film: Als die Gruppe den Soldaten schließlich findet, kommt es zu einem Kampf und der Hauptmann wird tödlich verwundet. Seine letzten Worte richtet er an Ryan: „Möge dieses Opfer nicht umsonst sein.“ Die Begleitung Christi, die einen rettet, gibt einem immer eine Aufgabe: Das ist die Berufung. Die Aufgabe trägt immer diesen Vermerk: „Möge dieses Opfer nicht umsonst sein.“ In den Jahren im Seminar ist mir immer klarer geworden, dass meine Berufung auf dem Opfer anderer gründet. Wie wäre ich nämlich, ohne das Opfer der Heiligen in der Geschichte der Kirche, zu dieser Aufgabe gekommen? Ohne das Opfer derer, die sich eingesetzt haben in der Bewegung und in der Gemeinschaft, in der ich aufgewachsen bin? Ohne die Opfer meiner Familie, der Lehrer, die mich erzogen haben, der Priester, die sich um mich gekümmert haben? Es waren viele, aber vor allem Don Silvano Seghi, Don Antonio Anastasio und, noch mehr, die Ausbilder im Seminar. Und ohne das Opfer derjenigen, die mich hat gehen lassen, weil ihnen mein Wohl wichtiger war als ihr eigenes. Die Aufgabe entdeckt man also in diesem Antlitz: dem des Opfers, dem Antlitz Christi, der mir nahegekommen ist. Und es ist ein faszinierendes Antlitz. Es sagt immer nur eins: „Komm mit.“

Mindestens dreimal hat es direkt und kraftvoll zu meinem Herzen gesprochen. Als ich während der Oberstufe beim Meeting in Rimini das Video eines Interviews von Red Ronnie mit dem Maler William Congdon sah, sind mir einige Worte ins Herz gedrungen. Congdon sagte, in den letzten Monaten seines Lebens male er nur noch verlassene Boote: „Ich bin ein solches Boot“, erklärte er. Das Verlassen-Sein sei schön, weil es die letzte, endgültige Begleitung durch Christus sei. „Auch ich möchte mich Christus ganz überlassen“, dachte ich damals. Die zweite Episode ereignete sich viele Jahre später. Ich sah mir einen Film über den heiligen Franz von Assisi an. Bei einer Szene, in der die Freunde ihr bequemes Leben hinter sich lassen, um ihm zu folgen, dachte ich wieder: „Auch ich will mich Christus ganz überlassen.“ Und das letzte Mal, das schwierigste, Jahre später, war, als ich meinte, endlich meinen Weg gefunden zu haben. Alles war so schön, und doch war ich nicht im Frieden. Es folgte eine Zeit der Krise, der Verwirrung und Unentschlossenheit. Damals las ich zufällig das Buch Innanzitutto uomini, in dem von Priestern die Rede ist, die berufen sind, alles zu verlassen für Christus. Und wieder kam mir dieser Gedanke: „Auch ich will mich Christus ganz überlassen.“

Die Gemeinschaft, die gekommen ist, um mich zu retten, hat mir eine Aufgabe zugewiesen. Diese Aufgabe ist meine Freude. Jetzt, da ich kurz vor der Priesterweihe stehe, werde ich das größte Geschenk erhalten: Jeden Tag auf dem Altar das Opfer dessen darbringen zu dürfen, der für mich gestorben ist. Jeden Tag Freude zu haben an meiner Aufgabe: mich ans Werk zu machen für ihn. 

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